Das Gebet ist kraftvoll und wirksam, aber es ist nicht magisch. Es gibt keine automatische Garantie, dass das wofür wir beten, in Erfüllung geht, auch wenn wir im Glauben und in Übereinstimmung mit Gottes Willen beten.
Das Gebet ist eine Form der Zusammenarbeit mit Gott, um die Welt in Richtung seines Königreichs zu verändern. Dennoch ist es echte Arbeit, denn es gibt Kräfte, die sich dieser Veränderung widersetzen.
Ich glaube, dass wir deshalb manchmal beharrlich im Gebet sein müssen (Lk. 11,5-8; 18,1-8). Es ist nicht so, dass wir Gott beharrlich darum bitten müssen, etwas zu tun, was er nicht wirklich tun möchte. Vielmehr ist es so, dass unser Gebet auf Hindernisse stößt, an deren Überwindung man länger arbeiten muss. Die Arbeit im spirituellen Bereich ist nicht wirklich anders, als die Arbeit auf physischer Ebene. Leichte Lasten können schnell bewegt werden, aber schwere erfordern mehr Hartnäckigkeit. Genauso können manche Gebete zu unmittelbaren Ergebnissen führen, weil es wenig Widerstand gibt, während andere Gebete auf viel Widerstand stoßen und somit mehr Arbeit erfordern.
Ich glaube, dass uns die Bibel aus diesem Grund zum gemeinsamen Gebet ermutigt. (1) Während leichtere Lasten möglicherweise von dir allein getragen werden können, benötigen schwerere jedoch Unterstützung. Es gibt eine Reihe von Variablen, die beeinflussen, ob, wann und wie sich Gebet auf die Welt auswirkt, aber hier möchte ich nur auf zwei Formen des Widerstands gegen das Gebet eingehen.
Erstens wird der Einfluss des Gebets auf Gottes Königreich durch freie Entscheidungen von Menschen behindert, deren Willen nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmt. Das Gebet ist kraftvoll und wirksam, aber angesichts der Art von Welt, welche Gott erschaffen hat, kann er sich nicht einfach einseitig über den freien Willen der Menschen hinwegsetzen.
Wenn man zum Beispiel dafür betet, dass jemand eine Beziehung zu Christus bekommt, ist das kraftvoll und wirksam, denn dadurch wächst der Einfluss des Heiligen Geistes in seinem Leben und macht es für ihn schwieriger, dem Evangelium zu widerstehen. Trotzdem muss die Person immer noch die freie Wahl haben. Wenn Gott sich einfach so über den freien Willen der Menschen hinwegsetzen könnte, um sie zur Hingabe an Christus zu bewegen, müsste sich tatsächlich jeder Christus ergeben. Wir wissen ja, dass es Gottes Wunsch ist, dass jeder durch die Beziehung zu Christus gerettet wird (1. Tim. 2,4-6; 4,10; 1. Petr. 3,9).
Während diese Denkweise über das Gebet für einige Leser ungewöhnlich klingen mag, weil ihnen beigebracht wurde, dass Gottes Wille und der menschliche Glaube die beiden einzigen Variablen sind, die beeinflussen, ob das Gebet wirksam ist, möchte ich euch aufzeigen, dass wir alle von der Annahme ausgehen, dass meine Aussage wahr ist.
Überlege einmal folgendes: Viele von uns beten um Schutz, aber ich wette, dass die meisten von uns trotzdem noch Sicherheitsgurte tragen und nachts ihre Türen verschließen – für alle Fälle. Warum tun wir das? Das liegt daran, dass wir alle auf einer gewissen Ebene wissen, dass Gottes Wille, unser Glaube und unser Gebet nicht die einzigen Variablen sind, die darüber entscheiden, ob wir sicher sind oder nicht. Die Menschen – einige von ihnen sind nicht nett – haben immer noch freien Willen.
Das Zweite, das sich dem geistlichen Einfluss des Gebets widersetzt, sind freie Entscheidungen der gefallenen Mächte, deren Willen nicht mit Gottes Willen übereinstimmt.
In Daniel 10 lesen wir, dass Daniel fastete und betete, um von Gott zu hören, worauf Gott sofort einen Engel als Antwort auf sein Gebet aussandte. Die Antwort auf Daniels Gebet verzögerte sich jedoch um 21 Tage, weil „der Prinz von Persien“ dem himmlischen Boten Widerstand leistete (Dan. 10,12-13).
Beachte, die 21-tägige Verzögerung war nicht darauf zurückzuführen, dass Gott es so wollte – als wäre Gottes Wille die einzige Variable, die das Geschehen beeinflusst. Es lag auch nicht daran, dass Daniel bis zum 21. Tag keinen Glauben hatte, als ob der Glaube die einzige Variable wäre, die das Geschehen beeinflusst. Vielmehr war die Verzögerung auf eine Einmischung in der geistlichen Welt zurückzuführen.
Wann hast du das letzte Mal darüber nachgedacht, dass dein Gebet möglicherweise aufgrund der Einmischung abtrünniger Mächte „unbeantwortet“ blieb?
In ähnlicher Weise sagte Paulus den Thessalonichern, dass er ein „intensives Verlangen“ habe, sie zu besuchen, und dass er es „immer wieder versuchte – aber Satan versperrte uns den Weg“ (1. Thess.2, 17-18). Paulus erwähnt nicht ausdrücklich, dass er um einen Weg gebetet hat, die Thessalonicher zu besuchen, aber es ist schwierig sich vorzustellen, dass er es nicht getan hat. Auf jeden Fall zeigt dieser Abschnitt deutlich, dass sich die „Entscheidungen“ geistlicher Wesen mit unseren Entscheidungen überschneiden, und dass das Gebet zentral ist in der Ausübung unserer Entscheidungsgewalt. Was die bösen Mächte tun, beeinflusst bis zu einem gewissen Grad, was Gott durch das Gebet ausführen kann und was nicht.
Das Gebet ist also kraftvoll und wirksam, aber es ist nicht magisch. Es ist vielmehr die Zusammenarbeit mit Gott auf einer geistlichen Ebene, um seinen Willen „auf Erden wie im Himmel“ zu manifestieren. Wir können auf Gottes Aussage vertrauen, dass das Gebet die Welt immer näher an sein Königreich bringt. Aber es gibt keine automatische Garantie dafür, dass in Erfüllung geht, wofür wir beten, selbst wenn wir mit starkem Glauben und in Übereinstimmung mit Gottes Willen beten.
- Siehe zum Beispiel: Neh. 9:1; 2 Chr. 7:14; Mt. 26:36,41; Apg. 1:13, 4:24-30; Eph. 6:19-20; Kol. 4:3-4; 1. Thess. 5:25; 2. Thess. 3:1; Heb. 13:18; Jak. 5:13-16.
Artikel im englischen Original:
https://reknew.org/2014/07/what-hinders-answers-to-prayer/