Missverstandene Bibeltexte (3): Jeremia 29,11

Während den letzten paar Wochen haben wir im Rahmen unserer Predigtreihe „Missverstandene Bibeltexte“ einige der am häufigsten missbrauchten oder falsch verstandenen Bibelverse betrachtet. Diese Woche widmen wir uns Jeremia 29,11 im Alten Testament. Da heißt es: „Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe“, spricht der Herr. „Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.“ (Neues Leben) Dieser Vers wird natürlich nicht immer nur falsch angewendet. In der Tat ist dies ein Vers, den viele Leute ihr ganzes Leben lang sehr schätzen. Er wird oft als Segen für geliebte Menschen verwendet, etwa an Hochzeiten oder Schulabschlüssen. Aber obwohl dieser Vers oft richtig angewendet wird, gibt es Situationen, in denen ihn manche nicht richtig benutzen.

Die erste inkorrekte Variante ist eine Anwendung mit der man das Leben im Sinne von „alles ist wunderbar“ erklärt. Die Wahrheit ist, dass es in dieser Welt auch schmerzhafte Dinge gibt. Im Leben eines jeden – ob Christ oder nicht – gibt es Zeiten des Leidens. Wenn auch Gottes Versprechen für die Menschen wahr und gut sind, so bedeutet das nicht, dass alles im Leben einfach nur „wunderbar“ ist.

Die zweite missbräuchliche Anwendung ist die Behauptung, dass alles Gute, das im Leben eines Menschen geschieht, egal wie klein es ist, bedeutet, dass dieser Mensch unter der „besonderen Gunst Gottes“ steht.

In der letzten Variante, wie dieser Vers missbraucht wird, erklärt man mit seiner Hilfe, dass alles, was im Leben geschieht, ein Teil von Gottes Plan sei. Das Problem mit dieser irrtümlichen Anwendung dieser Bibelstelle liegt darin, dass sie den Kontext der Verse nicht berücksichtigt. Jeremia war ein Prophet welcher den Juden treu Gottes Botschaft brachte, egal wie schwierig diese Botschaft auch war.  Dieser Vers stammt aus einem Brief von Jeremia an die Israeliten, die bereits im Exil in Babylon waren, wie Gott ihm aufgetragen hatte. Darin erhielt Israel auch die Botschaft von Gott, dass Verlust und Schmerz nicht das letzte Wort für ihre Nation war. Dieser Segen der Hoffnung liess sie wissen, dass Gott mit ihnen noch nicht abgeschlossen hatte.

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