Macht Gebet wirklich einen Unterschied?

Jesus lehrte uns, auf eine Weise zu beten, die aufzeigt, dass sich Gottes Willen nicht im Bösen manifestiert; Gott manifestiert sich, wenn Er und seine Leute sich gegen das Böse auflehnen. Jesus sagt uns, dass unser Herzenswunsch darin bestehen soll, dass Gottes Reich kommt und sein Wille „auf Erden wie im Himmel„ geschieht (Math. 6,10). Dies ist wirklich eine einzige Bitte. Denn Gottes Reich ist, wenn Gottes Wille getan wird. Wie das englische Wort (kingdom) andeutet, ist ein „Königreich“ einfach ein „Reich“, in dem jemand „König“ ist: eben ein König-Reich (a kings dominion). Das Reich Gottes ist also der Bereich, in dem sein Wille „auf Erden wie im Himmel“ geschieht.

Diese Erde als das Reich Gottes zu bewahren, war der ursprüngliche Auftrag der Menschheit. Als Gesamtheit und individuell haben wir es vermasselt. Aber jetzt, durch das Werk Christi und das fortwährende Wirken des Heiligen Geistes, setzt Gott wieder Menschen ein, die sich nach Christus ausrichten, um diesen Planeten und ihren rechtmäßigen Platz als Gottes Stellvertreter zurückzuerobern. Das Reich der Herrschaft Gottes voranzutreiben – das ist es, wofür die Nachfolger Jesu leben sollen.

Doch wie kann ein Mensch leben, um Gottes Willen auf Erden wie im Himmel zu verwirklichen, wenn er davon überzeugt ist – so wie es viele heutzutage sind – dass alles bereits Gottes Willen auf Erden wie im Himmel widerspiegelt? Vieles hängt davon ab, wie wir Gottes Verhältnis zum Bösen in der Welt verstehen. Diejenigen, die für das Kommen von Gottes Königreich beten, glauben, dass etwas falsch läuft. Ich vermute, dass einer der Gründe, warum viele, die sich zum Glauben an Christus bekennen, weiterhin die Bequemlichkeit eines normalen Lebens und einer schönen, sicheren, harmlosen und machtlosen Religion genießen, darin liegt, dass sie nicht davon überzeugt sind, dass wirklich etwas falsch läuft. Sicher, sie mögen theoretisch an Satan glauben, aber er ist „an der Leine Gottes“, wie manche sagen. Und für sie bedeutet das, dass alles, was Satan tut, letztlich in Gottes Plan passt.

Das Vaterunser setzt voraus, dass Gottes Wille noch nicht vollkommen erfüllt ist. Und es setzt voraus, dass die Nachfolger Jesu befähigt worden sind, den ursprünglichen Auftrag an die Menschheit zurückzuerobern und somit eine Schlüsselrolle bei der Verwirklichung von Gottes Willen – „auf Erden wie im Himmel“ – zu spielen.

Ich kenne die traditionelle Meinung, dass wir um unsretwillen beten und nicht damit Gottes Willen geschieht. „Gebet verändert uns, nicht Gott oder Gottes Pläne.“ Sogar C. S. Lewis hat das gesagt! Ich habe die größte Bewunderung für Lewis, aber in dieser Sache denke ich, dass er völlig falsch liegt.

Viele Menschen handeln nach einem derartigen deterministischen Weltbild, in dem Gott als absolut unveränderlich angesehen wird, und alles, was in der Welt geschieht, die Entfaltung eines ewigen göttlichen Plans ist. Wenn dies der Fall ist, dann besteht der Zweck des Gebets darin, uns zu verändern, und nicht darin, Dinge zu verändern.

Klar verändert uns das Gebet, aber die Bibel zeigt eine ganz andere Perspektive als das deterministische Weltbild. Das Gebet verändert wirklich die Dinge und das ist der Grund, warum wir uns darauf einlassen sollen. Die Schrift lehrt, dass Gott eine Welt erschaffen hat, in der er sich maßgeblich an die Gebete seines Volkes gebunden hat. Wir sollen beten, weil es ein von Gott dazu bestimmtes Mittel ist, um ihn zu beeinflussen und die Welt zu verändern. Jesus hat nicht gesagt, dass sich unsere Einstellung gegenüber den Bergen verändern würde, wenn wir Glauben haben und beten. Er sagte, der Berg würde versetzt! Das Gebet beeinflusst, was in der Welt geschieht.

Wusstest du, dass in der Bibel im Zusammenhang mit Gebet mehr „wenn…dann“-Klauseln stehen, als mit jeder anderen menschlichen Tätigkeit? Zum Beispiel sagt der Herr: „Wenn dieses Volk, das meinen Namen trägt, sich mir in Demut unterordnet, von seinen falschen Wegen umkehrt und nach mir fragt, dann will ich ihnen vergeben und ihr geplagtes Land wieder heilen.“ Dann fährt er fort und fügt hinzu, „Ich werde jeden beachten, der hier zu mir betet, und meine Ohren nicht vor seinen Bitten verschließen.“ (2.Chr.7.14-15 HFA). Der Herr sagt eigentlich: „Ich möchte dich heilen und dir vergeben, aber ich warte darauf, dass du dich demütigst und betest.“

Der Zweck des Gebets in diesem Abschnitt war nicht, die Israeliten zu verändern, sondern Gott zu beeinflussen und ihr Land zu heilen. Wenn sie beten würden, würden sie dies erleben. Wenn sie es nicht täten, würden sie es nicht erleben. Mit anderen Worten, das Gebet macht wirklich einen Unterschied. Die Dinge hängen wirklich vom Gebet ab. Es handelt sich nicht nur um eine Pro-forma-Aktivität zu unserem persönlichen Nutzen.

Tatsächlich gibt es Dutzende von Bibelstellen, die ausdrücklich besagen, dass Gott seine Pläne als Antwort auf das Gebet geändert hat (z.B. 4.Mose 11,1-2; 14,12-20; 16,20-35; 5.Mose 9,13-14 + 18-20 + 25; 2.Sam. 24,17-25; 1.Könige 21,27-29; 2.Chr. 12,5-8; Jer. 26,19). Beispielsweise kündigte Gott in 2.Mose 32 seinen Plan an, die Israeliten zu vernichten und mit Mose von vorne zu beginnen, da sich die Israeliten als „ein starrköpfiges Volk“ erwiesen hatten (2.Mose 32,9-10). Aber Mose intervenierte für die Israeliten und Gott änderte seine Meinung (2. Mose 32,14). David berichtete später von diesem Ereignis, als er schrieb, dass Jahwe „sagte, er würde sie vernichten – wäre nicht Mose … vor ihm in die Bresche gesprungen, um ihn davon abzuhalten, sie zu vernichten“ (Ps. 106:23).

Beachte, dass Moses‘ Gebet nicht dazu diente, Moses zu verändern. Es beeinflusste Gottes Plan und geschah um Israels willen. Hätte Moses nicht gebetet, wäre Israel zerstört worden, und Gott hätte mit Moses neu angefangen. Das Gebet macht wirklich einen Unterschied.

Jesus bestätigt dies. Er lehrte uns zu beten, dass der Wille seines Vaters auf Erden wie im Himmel geschehen möge (Math. 6,10). Diese Lehre macht nur dann Sinn, wenn Gottes Wille auf Erden noch nicht erfüllt wird. Darüber hinaus macht es nur Sinn, wenn unser Gebet tatsächlich dazu beiträgt, Gottes Willen auf Erden zu verwirklichen. Das Gebet ändert nicht nur unsere Einstellung gegenüber Gottes Willen: es setzt ihn auf der Erde frei.

Darüber hinaus wies Jesus uns an, Gott um Dinge zu bitten, und er versprach uns, dass er sie uns geben würde (z.B. Math. 7,7; Joh. 14,13-16). Das Gebet ändert nicht nur unsere Einstellung zu dem, was wir haben oder nicht haben – es beeinflusst, was wir haben oder nicht haben. Ebenso befahl uns Jesus, mit unermüdlicher Beharrlichkeit zu beten – als ob Gott unser Gebet nicht hören und beantworten wollte (Luk. 11,5-13; 18,1-8). Diese Lehre geht davon aus, dass je mehr wir beten, desto mehr Gutes erreicht wird, nicht nur in uns, sondern in der Welt. In der Tat lehrte uns Jesus, dass das Gebet Berge versetzen kann. Es verändert nicht nur unsere Einstellung zu den Bergen!

Wenn du Schwierigkeiten hast zu glauben, dass Gebet so wichtig sein könnte, denke über ein gegenteiliges Beispiel nach. In Hesekiel 22 überprüfte Gott zunächst einige der Sünden, für die er die Israeliten verurteilt hatte, darunter Erpressung, Raub, Unterdrückung der Armen und Bedürftigen und Misshandlung der Ausländer, indem sie ihnen ihre Rechte verweigerten (Vers 29). Dann sagt der Herr erstaunlicherweise:

„Und ich habe unter ihnen einen gesucht, der einen Wall gebaut hätte und vor mir in die Bresche gesprungen wäre für das Land, damit ich es nicht vernichten muss, aber ich habe keinen gefunden. Da habe ich meine Wut über sie ausgegossen, habe ihnen ein Ende bereitet im Feuer meines Zorns. Ihre Taten lasse ich zurückfallen auf ihr Haupt! Spruch Gottes des HERRN“ (Hesekiel 22.30-31 Übersetzung Zürcher Bibel 2007)

Offensichtlich wollte Gott sein Volk nicht richten, trotz seiner ungerechten Praktiken, der Vernachlässigung der Armen und der Misshandlung von Ausländern. Also suchte er einen Fürbitter – jemanden wie Moses in 2.Mose 32 – der für sie in die Bresche springen und das Gericht verhindern sollte. Doch für dieses Mal konnte er niemanden finden. Die klare Folgerung ist, dass die Nation verschont geblieben wäre, wenn nur jemand bereit gewesen wäre zu beten, wie es Moses zu einem früheren Zeitpunkt getan hatte.

Die unbestreitbare biblische Wahrheit ist, dass das Gebet nicht nur uns verändert, es beeinflusst Gott und verändert Dinge. Das gilt auch für fehlendes Gebet. Die Dinge hängen wirklich davon ab, ob Gottes Volk beten wird oder nicht.

Das Gebet ist die wichtigste Tätigkeit, an der Menschen teilnehmen können. In der Tat dreht sich die biblische Geschichte in signifikanter Weise darum, wie Gott als Antwort auf das Gebet wirkt. Von Kain’s Flehen für Nachsicht (1.Mose 4,13-15) bis zum Schrei der Israeliten nach Freiheit (2.Mose 2,23-25; 3,7-10; Apg.7,34), von Moses’ Hilferuf am Roten Meer und gegen die Amalekiter (2.Mose 14,15-16; 17,8-14) bis zu Hiskia’s Gebet um eine Verlängerung des Lebens (2.Könige 20,1-7) und von Abrahams Gebet um einen Sohn (1.Mose 15,2) bis zum Gebet des Aussätzigen, dass Jesus ihn heilt (Math. 8,2-3) besteht die biblische Geschichte  aus Beispielen wie Gott als Antwort auf die Gebete seines Volkes auf außergewöhnliche Weise wirkt.

John Wesley hat die Angelegenheit nur leicht übertrieben, als er lehrte, dass „Gott nichts tun wird, es sei denn als Antwort auf unser Gebet“. Zumindest hängt das Ausmaß, in dem der Wille Gottes „auf der Erde wie im Himmel“ geschieht, mehr vom Gebet ab als von jeder anderen menschlichen Tätigkeit. Wie der Bruder des Herrn es ausdrückte, ist das Gebet kraftvoll und wirksam (Jakobus 5,16) – nicht nur, um uns zu verändern, sondern auch, um Nationen zu retten und Gottes Königreich herbeizuführen.

Dies ist eine Zusammenfassung von drei Blogeinträgen.

Englische Originale:
https://reknew.org/2014/05/prayer-matters/
https://reknew.org/2015/05/does-prayer-really-change-things/
(Adaptiert aus dem Buch „Is God to Blame?“, Seiten 126-128; deutsche Version „Trifft Gott die Schuld?“, Seiten 123-125)
https://reknew.org/2014/07/does-prayer-really-make-a-difference/

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