(Das Englische Original dieses Artikels kann man hier lesen: Love and Free Will)
Gott hätte mit Leichtigkeit eine Welt erschaffen können, in der niemals irgendetwas Böses geschehen kann. Aber in einer solchen Welt gäbe es nicht die Fähigkeit zur Liebe. Gott hätte Wesen programmieren können, die liebevolle Dinge sagen und liebevoll handeln. Er hätte solche Roboter auch so programmieren können, dass sie selbst glauben sie würden sich für die Liebe entscheiden. Aber diese programmierten Wesen würden nicht wirklich Liebende sein. Liebe kann nur dann echt sein, wenn man sich freiwillig dafür entscheidet. Solange persönliche Wesen nicht die Fähigkeit haben, sich gegen die Liebe zu entscheiden, haben sie auch nicht wirklich die Fähigkeit, sich dafür zu entscheiden.
In der Tat ist das Konzept eines „Vorprogrammierten Liebenden“ vollständig sinnlos, vergleichbar mit dem Konzept eines „verheirateten Junggesellen“ oder eines „runden Dreiecks“. Der Grund, weshalb Gott solche Dinge nicht erschaffen kann, hat nichts damit zu tun, dass ihm die Macht dazu fehlt. Ein „verheirateter Junggeselle“ oder ein „rundes Dreieck“ sind ein Widerspruch in sich selbst. Sie sind unsinnig. Deshalb ist es keine Einschränkung Gottes, wenn man sagt, Gott könne so etwas nicht erschaffen. Genauso ist die Idee, dass Gott einen „Vorprogrammierten Liebenden“ schaffen kann, der zwar zur Liebe fähig ist, aber nicht fähig ist, sich gegen die Liebe zu entscheiden, eine sinnlose Idee.
Wenn Gottes hauptsächlicher Zweck für die Schöpfung darin besteht, Wesen zu erschaffen, die fähig sind, „auf der Erde wie im Himmel“ seine Liebe zu empfangen und seinen Willen umzusetzen, dann müssen diese Wesen auch die Möglichkeit haben, sich gegen die Liebe zu entscheiden. Der Preis für die Möglichkeit der Liebe ist Freiheit. Mit der Freiheit kommt die Möglichkeit des Bösen.
Die Bibel lehrt mit Nachdruck, dass die Menschen einen freien Willen besitzen und fähig sind, Böses hervorzubringen. Man beachte zum Beispiel, dass Gott schon im ersten Kapitel der Bibel den Menschen gebietet, fruchtbar zu sein und Herrschaft über Tiere und die Erde auszuüben. Die Tatsache, dass Gott uns gebieten muss, seinen Willen auszuführen, zeigt, dass wir nicht gezwungen sind, seinen Willen auszuführen. Wir können wählen, Gott zu gehorchen oder nicht, wie es die weitere Geschichte in der Bibel verdeutlicht.
Dasselbe findet man auch im nächsten Kapitel, als Gott Adam gebietet, nicht von dem „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ in der Mitte des Gartens zu essen. Die Tatsache, dass Gott Adam gebieten musste zu gehorchen, zeigt, dass Adam nicht vorprogrammiert war Gottes Willen auszuführen, wie der weitere Verlauf der Geschichte erzählt.
Der freie Wille des Menschen zeigt sich in der Tatsache, dass Gott uns durch die ganze Schrift hindurch die Wahl läßt. Er ruft uns auf, den Weg zu wählen, von dem er weiß, dass er der Beste ist. Um nur ein Beispiel zu nennen, betrachtet die Art, wie Gott zu den Israeliten spricht, als er mit ihnen den Bund am Berg Sinai schließt. Er sagt:
„Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse, indem ich dir heute gebiete, den HERRN, deinen Gott, zu lieben, und auf seinen Wegen zu gehen …damit du lebst und zahlreich wirst und der HERR, dein Gott, dich segnet in dem Land, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen. Wenn aber dein Herz sich abwendet und du nicht gehorchst und du dich verführen lässt und dich vor andern Göttern niederwirfst und ihnen dienst, dann kündige ich euch heute an, dass ihr ganz gewiss umkommen werdet. …das Leben und den Tod habe ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch! So wähle das Leben, damit du und deine Nachkommen lebst…“
(5. Mose 30,15-19 ELB)
Gott läßt den Israeliten die Wahl zwischen dem Leben (was bedeutet Ihn zu lieben und Ihm zu gehorchen) und dem Tod (was bedeutet Ihn zu verstoßen). Offensichtlich hofft Gott, dass sie das Leben wählen, aber letztendlich liegt die Entscheidung bei ihnen. In einer Welt die auf Liebe aufgebaut ist, hat nicht einmal Gott die Garantie, dass er immer das bekommt, was er will.
Ein anderes klares Beispiel, wie Gott Menschen vor die Wahl stellt, indem er sie aufruft ihm zu folgen, findet man in Hesekiel 18.
„Stellt euch einen Menschen vor, der mir dient und für Recht und Gerechtigkeit eintritt. …Solch ein rechtschaffener Mensch kann vor mir bestehen – ja, er wird leben! Darauf gebe ich, Gott, der HERR, mein Wort. … Nur wer sündigt, muss sterben. … Wenn sich aber ein Mensch,… von allen seinen Sünden abwendet, … dann wird er nicht sterben, sondern sein Leben behalten.“
(Hesekiel 18, 5; 9; 20; 21, HfA)
Nachdem er uns die Entscheidung vorgelegt hat, offenbart Gott seine eigenen Gefühle, indem er fragt:
Ich, Gott, der HERR, frage euch: Meint ihr, es würde mir Freude machen, wenn ein Gottloser sterben muss? Nein, ich freue mich, wenn er von seinen falschen Wegen umkehrt und lebt!
Werft alles Böse von euch ab! Ändert euch von Grund auf, ja, erneuert euer Herz und euren Geist! Warum wollt ihr sterben, ihr Israeliten? Mir macht es doch keine Freude, wenn ein Gottloser sterben muss. Darauf gebe ich, Gott, der HERR, mein Wort. Kehrt um von euren falschen Wegen, dann werdet ihr leben!«
(Hesekiel 18, 23 + 31-32, HfA)
Der Herr betont mit Nachdruck, dass er nicht will, dass irgendjemand stirbt. Er hat keinen Gefallen am Tod der Gottlosen. Stattdessen wünscht er sich, dass jeder das Leben annimmt, das er anbietet. Aber weil die Liebe freiwillig gewählt werden muss, kann er nicht einfach bestimmen, das zu bekommen, was er will. Er bittet die Menschen, sich ihm zuzuwenden, aber er wird sie nicht dazu zwingen.